Dienstag, 30. August 2011

Highlander, Braveheart, Kilts, Whisky, Dudelsack & Co … eine Reise durch Schottland

Individualreisende die wir (meine Frau und ich) sind war das Ziel 2011 Schottland. Genauer gesagt vom 8. bis 18. August … ja genau … ein Sommer im hohen Norden. Weg von sommerlicher Überhitzung rein ins Land voll voll wilder, atemberaubender, rauher Landschaft.

Diesmal riskierten wir das erste Mal den Flug weg von Bratislava. Der Grund ist leicht erklärt. Nach Edinburgh fliegen nun mal nicht allzu viele Fluglinien - und wenn dann nicht zu dem Preis, den wir gerne dafür bezahlen. Ryanair musste diesmal herhalten. Der Slogan des Billigfliegers könnte lauten „Service is not our Success – only the price makes the music“. Neben den rigorosen Gepäcksbestimmungen herrscht beim Einstieg ins Flugzeug eine Art Kuhherdentrieb. Keine reservierbaren Sitzplätze sorgen dafür, dass die Meute (Fluggäste) nach dem Öffnen der Tore über das Rollfeld jagd um die besten Plätze zu ergattern. Angekommen auf dem Sitz (übrigens es hat jeder seinen eigenen Platz und muss diesen nicht teilen) wird man dezent mit den Worten „wenn ich sage, dass Sie das Handy abschalten sollen, dann meine ich das auch so“ (also eigentlich in english) von Flugbegleitern darauf aufmerksam gemacht … die Fluggäste 5 Reihen vor und hinter einem schalten dann ebenfalls ohne Murren das Handy umgehend aus um den Attacken zu entkommen. Aber wie heisst es so schön im Rennenglisch „What shall’s“. Wir kommen trotzdem sicher, halbwegs bequem und überpünktlich in Edinburgh an.

Der reservierte Wagen wartet bereits am Flughafen auf uns und wir steigen beinahe zweimal in den Corsa. Einmal wie wir es gewohnt sind, und das zweite Mal so dass der Fahrer auch auf der richtigen Seite sitzt. In Schottland herrscht wie in ganz Britannien Linksverkehr und dementsprechend ist das Lenkrad auch auf der anderen Seite des Autos. Rechts … nicht hinten, oben, unten oder sonst wo.

Wir machen uns also auf den Weg. 22°C im Schatten und Sonnenschein stimmen uns positiv und der Anreisestress ist schnell vergessen. Nach kurzer Fahrt stehen wir bereits vor der ersten Burg – Linlithgow Castle. Der Geburtsort von Maria Stuart, Königin der Schotten. Die Grundmauern stehen noch, an den Ufern eines Lochs … keines das in die Abgründe führt, sondern ein See. Wie man ein „Loch“ genau definiert wissen vermutlich selbst die Schotten nicht. Würd mal sagen, dass alles nicht fließendes Gewässer als Loch bezeichnet wird – Seen und auch tief ins Land schneidende Meeresbuchten oder Fjorde.


Weiter geht’s Richtung Westen nach Falkirk zum „Falkirk Wheel“. Ein gewaltiger Lift mit dem Bote von einem Kanal binnen weniger Minuten in den anderen gehoben werden. So überwindet man 20 Meter Höhenunterschied ohne vieler Schleusen. Echt genial.

Für den ersten Tag haben wir einen kurzen Abstecher nach Glasgow geplant. Die Arbeiterstadt hat kaum interessante Sehenswürdigkeiten. Ein Spaziergang über die Einkaufsstraße und ein wenig durch das Zentrum reicht um mal zu sagen „Ich war da!“. Wir verlassen die Stadt und begeben uns in interessantere Gebiete. Ins Ausflugsziel Nr. 1 der Schotten: Loch Lomond. In Balluch finden wir ein nettes Bed & Breackfast (B&B) mit einem Tartan-Zimmer (Tartan ist der typisch karierte Stoff der Schotten).

Das Wetter dreht. Es dreht übrigens im Laufe der nächsten 10 Tage geschätzte 127 mal. Für den nächsten Tag sind allerdings schwere Regenfälle vorausgesagt. Wir beschließen deshalb die geplante Route zu ändern. Anstatt über die Westküste in den Norden zu fahren, queren wir das Land Richtung Osten und begeben uns auf „Castle-Tour“.

Die Wetterprognose hat voll ins Schwarze getroffen. Um es mit den Worten von William Wallace alias Mel Gibson im Film Braveheart zu sagen: „Wir hatten gutes schottisches Wetter – der Regen fiel nahezu lotrecht!“ Und wir hatten verdammt gutes schottisches Wetter – schüttender Regen der im Laufe des Tages in Starkregen überging.

Erster Stopp Stirling. Mittelalterlicher Stadtkern, eine Schlossanlage die uns nur staunen lässt und … ein herrlicher Blick auf das William Wallace Monument (im Bild rechts). Klarerweise spielt auch Robert de Bruce eine besondere Rolle in Stirling. Zwei Nationalhelden auf einen Schlag.

Weiter ging’s zu den Drummond Gardens, der Kathedrale von Dunkeld und zum Abschluss zum „Queens View über Loch Tummel. Tags drauf noch mehr der beeindruckenden Schlösser & Burgen: Blair Castle, Glamis Castle und Dunnottar Castle bis wir letztendlich in Dufftown (der Heimat des schottischen Whiskies angekommen sind). Die geplante Whisky-Tour durch die Glenfiddich-Destillerie am Abend müssen wir auf den nächsten Tag verschieben. Keine Ahnung warum die Schotten am Abend keine Whisky-Führungen machen!


Drummond Castle & Garden


Drummond Garden
Glamis Castle  - ein echtes Spuckschloss


Dunnottar Castle

Quenn's View (Loch TummelI)
Auf zur besagten Destillerie gleich nach dem Frühstück. Whisky am Morgen vertreibt selbst die bittersten Sorgen – egal ob’s der 12, 15 oder 18jährige ist. Köstlich sind sie alle.
Nach dem Whisky-Frühstück werfen wir uns in den Linksverkehr weiter in den Norden und gelangen zum berühmt-berüchtigten Loch Ness. Das Ungeheuer hielt sich auch für uns gut versteckt und wir erkennen den Touristennepp. Fazit: Loch Ness ist eines der unspektakulärsten Lochs in Schottland. Aber wer möchte mal sagen: „Ich war in Schottland, aber nicht bei Loch Ness!“. Wir bereuen nichts, denn die Rückfahrt über die Südstrecke nach Inverness führt uns geradewegs in die Highlands. Kleine Lochs, grüne Bergrücken, weit und breit keine Menschenseele. Ein paar Schafe neben und auf der Straße – herrlich. Das ist die schottische Landschaft, so wie wir uns diese vorgestellt haben.
Urquhart Castle am Loch Ness
Tags drauf reissen wir die nördlichen Highlands bei der Fahrt zur Westküste an und gelangen zu traumhaften Küstenabschnitten, Dörfer, Berge, Natur, Landschaft … und genießen diese bei zahlreichen Stopps auf der Strecke. Zwischendurch noch eine Gartenbesichtigung und abends das vermutlich berühmteste Castlemotiv Schottlands: Eileen Donan Castle. Dort wo Higlander, James Bond – die Welt ist nicht genug und viele andere Filme gedreht wurden. Für mich „der“ Inbegriff für Schottland.
Eleen Donan Castle
Der 14. August steht ganz im Zeichen der Isle of Skye. Und jetzt erkennen wir auch, wo die meisten Schottland-Fotos geschossen werden. Hier! Faszinierend, genial – einfach unbeschreiblich. Man muss diese Landschaft mit eigenen Augen gesehen haben (Bilder unten). Auf der Rückfahrt kommen wir nochmal beim Eileen Donan Castle vorbei und können dieses nun auch von innen besichtigen. Wären da nicht die Touristen und hätt‘ ich etwas mehr Kleingeld, würden wir sofort unsere Koffer packen und genau in dieses Schloss einziehen. Es wirft mich um, wie wohnlich und gemütlich es hier ist.




Dunvegan Castle (oben und unten)


Noch haben wir nicht genug von der Landschaft. Wir gelangen einen Tag später nach Glencoe und Glenfinnan und haben das Glück den Hogwarts Express zu sichten. Unter Volldampf zieht der Harry-Potter-Express über die Viaduktbrücke. Ob er selbst drinnen war? Keiner weiß es genau. Später an diesem Tag kommen wir noch am Stalker Castle (nur von außen zu besichtigen) vorbei. Und auch hier wurde mit „Die Ritter der Kokosnuss“ Filmgeschichte geschrieben.



In Inverary gelangen wir zu einem echten Märchenschloss. Der Earl of Argyll lebt mit seiner Familie immer noch da - ist aber so nett und hat einen Teil seines „Gartenhäuschens“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wow, wow und nochmals Wow.

Inverary Castle
Mit einer Gefängnistour (nur zur Besichtigung, nicht weil es sein musste) im Inverary-Jail starten wir den 16.8. bevor wir uns wieder Richtung Edinburgh via Perth machen. Eine schnelle Besichtigung der Eisenbahnbrücke über den Firth of Forth und einen kläglichen Versuch das Hopetoun House zu besichtigen (das Herrenhaus schließt tatsächlich um 16.00 Uhr – aber punkt 16 Hundert. Wir haben diese Deadline um sage und schreibe 7 Minuten versäumt – „Shit happens“) später kommen wir in unserem letzten B&B in Edinburgh an. Dieses hatten wir als einziges vorreserviert – dafür gleich für 2 Nächte.

Am selben Abend düsen wir mit dem Doppeldecker-Autobus in die Stadt – zum Royal Military Tattoo. Hier ein Tipp für alle Schottlandreisende. Das muss man sich einfach anschauen. Wenn 200 Musiker der Royal Navy zum Marsch blasen und dann nochmal so viele Dudelsackspieler einsetzen, läuft mir heute noch die Gänsehaut. Amazing!

beim Royal Military Tattoo (oben und unten)


Den letzten wirklichen Reisetag (am allerletzten verlassen wir bereits um 7 Uhr morgens Schottland und fliegen zurück) verbringen wir in Edinburgh, besichtigen die mittelalterliche Altstadt, die Burg selbst und auch das Holyrood House (die Queen gastiert in letzterem bei ihren Reisen) und natürlich mit dem Kauf einiger Andenken an diese echt geniale Reise.

Holyrood House


Blick auf die Altstadt von Edinburgh

Edinburgh Castle

Und wenn mich jemand fragt warum Schottland? Dann würde ich darauf antworten: Weil es eben Schottland ist. Ein Land mit Geschichte & Tradition, netten Menschen mit Nationalstolz, atemberaubender Landschaft, leckerem Essen – und: weil man dieses Land einfach mal gesehen haben muss!
Und hier noch einige Fotos zum Gustieren


Wenn's schon einmal sein muss, wäre vermutlich hier einer
der schönsten Plätze um die Ewigkeit zu verbringen!


Regenbögen gab's viele. Diesen nur einmal! (Das ist echt keine Fotomontage)


Der Blick von einem unserer B&B's


Abendstimmung


Manchmal muss man echt suchen, bis man ein Bettchen gefunden hat!






Rushhour in den Highlands














Unsere Scotland-Tour 2011